Bei jeder Wieder-Aufführung von Fluxus-Stücken ist der Künstler mit der grundsätzlichen Frage konfrontiert, wieviel allein durch die Wiederaufführung verloren gehen muß oder kann. Sicherlich macht man es sich zu einfach, wenn man sophistisch die Füße auf den Tisch legt und aus der sicheren Position argumentiert, Fluxus sei eben nicht wiederaufführbar. Mit dem Pauschalurteil verleiht man den existierenden Fluxus-Aktivitäten eine Einheitlichkeit, die sie nie besessen haben. Die etwas differenzierteren Fragen, "Welche Fluxus-Aktivitäten sollten auch heute noch aufgeführt werden? Welche Fluxus-Stücke haben auch nach 40 Jahren ihren lebendigen Reiz?" haben sich die Maulwerker bei ihrer Auswahl aus weit über hundert Stücken gestellt.

Selbstverständlich gibt es Stücke die auf den Kunst- und Musikmarkt der 60er Jahre reagieren, und deshalb heute ins Leere greifen müssen. Zum Beispiel sind Stücke, die in erster Linie die Rituale eines Orchesters oder die traditionelle Rolle des Dirigenten pervertieren, an eine Musiktradition gebunden, die auch in der etablierten Neuen Musik so nicht mehr existiert.

Weiterhin gibt es eine grosse Anzahl von Stücken, deren Wirkung weniger in ihrer Aufführung als in ihrer Erfindung liegt. ",... was man auf 'nem Zettel klären kann, braucht keine Zeichnung zu werden; und was man im Kopf abwickeln kann braucht keinen Zettel!" - der von Tomas Schmit formulierte Gedanke kann dahingehend verschärft werden, daß "was man auf 'nem Zettel klären kann" in den meisten Fällen nicht aufgeführt, sondern nur gelesen werden sollte, so z.B. einige Stücke von Mieko Shiomi und Dick Higgins.

Wenn sich jedoch in der konzeptuellen Einfachheit einiger Fluxus-Aktivitäten die Wurzeln sämtlicher intermediärer Ansätze zwischen Bühnenkunst, bildender Kunst, Musik und Performance verdichten, dann stellt sich die Frage nach der Aktualität nicht. Dann ist Fluxus keine Zeiterscheinung, sondern Surrogat aller verbindenden Ansätze in der Kunst und damit gerade heute hochaktuell. Fluxus-Stücke vornehmlich kabarettistischer Prägung können zwar einen gewissen Unterhaltungswert haben, diese Tiefendimension fehlt ihnen jedoch. Zwar haben viele der "zeitlosen" Fluxus-Stücke eine Pointe, ihre Wirkung geht jedoch nicht in der Pointe auf.