fluxus

pro cedere – Komposition als Prozess, Kompositionen mit Prozesscharakter

Seit Mitte des 20.Jahrhunderts experimentierten Komponisten damit, nicht alle musikalischen Parameter festzulegen. Die später so genannte „New York School“, die in John Cage ihr maßgebliches Sprachrohr hatte, wollte gegen das traditionell genau definierte musikalische Objekt den offenen musikalischen Prozess setzen. Der Prozess bzw. die ‘Unbestimmtheit bezüglich der Aufführung’ wurde in Analogie zu Entwicklungen in Wissenschaft, Architektur und Bildender Kunst gesehen: durch die Relativitätstheorie entstand ein verändertes Raum- und Zeitverständnis, dem Rechnung getragen werden sollte. Die politische Implikation war, den Dirigenten zu entmachten und dem Individuum Verantwortung zu übertragen.

Heute gibt es eine breite und vielfältige Kultur von Musik zwischen Komposition und Improvisation. Tatsächlich wird in offenen Kompositionen der Interpret bewusst zu einem gewissen Grad zum Mitkomponist. ‘Unbestimmtheit’ erfordert vom Ausführenden entweder das Annehmen des Zufalls oder eigene Entscheidungen zu Gestalt und Gestaltung eines Werks. Dies kann innerhalb der Aufführung geschehen oder einer mehr oder weniger komplexen Ausarbeitung vor Aufführung und Probenprozess bedürfen.
„Performing Music“ meint auch Musik, die als Komposition lediglich als Struktur existiert und deren Performanz eben in den Händen der Interpreten liegt. Hierbei kommen verschiedene Prozesse ins Spiel.

Die Kompositionen dieses Abends untersuchen
- Prozesse der Erarbeitung: Wechselwirkungen zwischen Interpreten und Werk, der Entwicklungsprozess hat Einfluss auf das Endresultat,
- Gruppenprozesse: sich selbst organisierende Musik, sich durch Spielregeln strukturierende Stücke,
- intermediale Prozesse: Wechselwirkungen zwischen Elektronik und Performer, zwischen Klang und Aktion,
- Wahrnehmungsprozesse: Wechselwirkungen zwischen Visuellem und Akustischem,
oder den Prozess des Konzertes selbst.

Andrea Neumann: Klingende Körper (2006/2007) UA

Alessandro Bosetti: The Pool and the Soup (2006/2007) UA >video

Emmett Williams: ABC Singspiel Simultaneity (2005)

Henrik Kairies: Synthesen (2007) UA

Katarina Rasinski: catact 31,14 (2007) UA

Toshi Ichiyanagi: Sapporo (1962)

Bill Dietz: after the interval (2002/2003) UA

SCHNEBEL
current program

FLUXUS
works of the fluxus movement

maulwerker performing musicline
thematic programs:
linelineSPEAKERS
Compositions for voices and loudspeakersline
SHUT UP
Vocal concert at the physical extreme – Shouting Pieces line
SPEAKING IN TONGUES
Compositions for articulating organs, gestures and thingsline
SITUATIONS
Art. Life. The Everyday. Music beyond the concert hallline
PRO CEDERE
Compositions as Process – Processual Compositionsline
TRANSLATIONS
Transformations, Transferences, Misunderstandings line
XXXOOOXXX
Counting Pieces & Number Pieces, pulsative and rotaryline
POEMS FOR FEET
Pieces for legs, feet, walking and jumping