Sabine Ercklentz: Fremd_körper

für 3 + 1 Performer*innen, Sampler, drei Minispeaker und drei Lautsprecher on stage (2018)
performers, samplers, three mini speakers and three speakers on stage

Interviews mit den Performer*innen rund um die Themen technologischer Wandel, Digitali- sierung und persönliche Mediennutzung sind Ausgangspunkt des Stückes.
Fragmente der Interviews bilden – am Anfang und Ende der Performance auf drei Lautsprecher on stage zugespielt – den gedanklichen Assoziationsrahmen für die Performance.
Digital bearbeitet mutieren Interviewfetzen zu abstrakten elektronischen Klängen.
Von den Performer*innen imitiert werden die elektronischen Klänge wieder zu vorsprachlichen Stimmlauten transformiert.

Die drei Performer*innen on stage tragen an der rechten Hand jeweils einen Minispeaker, mit dem sie zunehmend interagieren. Vom vierten Performer werden live per Sampler die elektronischen Klänge in die Minispeaker zugespielt. Ein klangliches und gestisches Wechselspiel von Performer*innen, Lautsprechern und Raum entsteht.

"Die Menschen sind soziale Wesen. Das ist auch das Schöne am Einkaufen oder am Reisen, dass man mit anderen Menschen in Kontakt kommt. Wenn jetzt alles automatisiert ist, ist es irgendwann gar nicht mehr interessant raus zu gehen, dann kannst du gleich zu Hause bleiben! / Das ist ja wie so ein Pilzgeflecht! Ich merke schon in dem Moment, wo ich eine Nachricht kriege oder jemand hat etwas, was ich gepostet habe wahrgenommen, da ist so ein Funke da. / Mein Computer ist wie ein Tagebuch. Man macht da ein Fenster auf und man blickt in einen eigenen inneren Kosmos. Das sind so deine ganzen persönlichen, dir teilweise auch selber nicht bewussten inneren Wege. / Die Evolution läuft in diese Richtung weiter und irgendwann wird es dann Menschen geben, die werden mit Kargheit zurecht kommen können und dann werden sie vielleicht auch anders denken, aber ob sie sich dann so Apparate in die Gehirne einpflanzen lassen? / Was passiert, wenn man den Computer einfach mal ausschaltet? Also für länger meine ich jetzt, so für mehrere Tage oder mehrere Wochen oder Monate. / Was sind denn Roboter, was machen die denn ei-
gentlich? / Kinder malen das auch so, die haben diese eckigen Köpfe und so eckige Bewe- gungen. / Putzen ist schon eigentlich das Wichtigste. / Da kommt hier einer so rein, reicht einen Tee oder einen Espresso, mal ist es so ganz witzig und ganz schön, aber immer?
/ Naja, solange das nicht in meinen Körper eingepflanzt ist und ich es immer weglegen kann, ist das eigentlich noch eine recht lockere Prothese. / Ich habe neulich einen Mann gesehen, der hatte eine Beinprothese und die sah so schön aus, dass ich dachte, diese Technik, was für ein Wunderwerk der Technik. / Irgendetwas werden wir dann sein lassen und irgendwas wird auf der Strecke bleiben, weil das nicht ganz in unserem körperlich menschlichen Leben drin ist. / Das zielt halt alles auf diese Optimierung. Sich ständig selbst zu optimieren, das ist schon so ein Zwang. / Wie soll mein Alltag bestimmt sein, von welchen energetischen Phänomenen? / Ich weiß nicht, ob man sich nicht manchmal ganz unbewusst einfach anpasst."

performed by Katarina Rasinski, Steffi Weismann, Christian Kesten
maulwerker performing music, VOKALE RÄUME, Ballhaus Ost Berlin
UA: 12. May 2018